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Mehrere chinesische Sprachen, eine chinesische Schrift

in Chinesische Sprache - 中国语言 29.08.2010 17:54
von Admin • Little China Man | 64 Beiträge

In der Regel bezeichnet der Begriff „chinesische Sprache“ die Standardsprache Hochchinesisch (Pǔtōnghuà in der Volksrepublik China, Guóyǔ auf Taiwan), die auf der größten chinesischen Dialektgruppe, dem Mandarin (Běifānghuà, Běifāng Fāngyán, Guānhuà), basiert und im Wesentlichen dem Dialekt von Peking entspricht. Daneben gibt es sechs weitere chinesische Sprachen oder Dialektbündel, die ihrerseits in viele Einzeldialekte zerfallen. Diese sieben Formen des Chinesischen werden gemäß der traditionellen chinesischen Terminologie als Dialekte (chin. 方言, fāngyán) bezeichnet, obwohl der Grad ihrer Abweichungen untereinander nach westlichem Maßstab eine Klassifikation als Sprache rechtfertigen würde. Selbst innerhalb der großen Dialektgruppen ist die Verständigung von Sprechern unterschiedlicher Dialekte nicht immer möglich, insbesondere die nordchinesischen Dialekte (Mandarin) im Nordosten und im Süden sind untereinander nicht verständlich. Für die Verständigung über Dialektgrenzen hinaus wird überwiegend das von den meisten Chinesen gesprochene Hochchinesisch angewendet; regional begrenzter dienen auch andere Dialekte wie das Kantonesische als Verständigungsmittel. Auch die chinesische Schrift fungiert als dialektübergreifendes Verständigungsmittel, da etymologisch verwandte Morpheme trotz unterschiedlicher Aussprache im Allgemeinen in allen Dialekten mit dem gleichen chinesischen Schriftzeichen geschrieben werden. Das folgende Beispiel möge dies illustrieren. Im Altchinesischen war das gewöhnliche Wort für „essen“ *Ljɨk[1], das mit dem Zeichen 食 geschrieben wurde. Das kantonesische Wort sɪk˨˨ stammt davon ab und wird daher ebenfalls 食 geschrieben. Im Hochchinesischen wird für „essen“ gewöhnlich chī benutzt, das nicht von *Ljɨk stammt und daher mit einem eigenen Zeichen, 吃, geschrieben wird. Auch andere Varianten des Chinesischen verfügen, sofern sie geschrieben werden, für viele Wörter über eigene Zeichen, wie das Kantonesische 冇 „nicht haben“. Somit ist die logographische chinesische Schrift – jedes Zeichen steht im Prinzip für ein Wort – das einigende Band, das die Sprecher der sehr unterschiedlichen chinesischen Sprachvarianten zu einer großen kulturellen Gemeinschaft mit einer Jahrtausende alten schriftlichen Tradition verbindet. Bei einer Alphabetschrift oder einer anderen Lautschrift wäre diese einigende Funktion nicht vorhanden. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle chinesischen Dialekte gleich geschrieben werden. Vor allem geschriebenes Kantonesisch kann z.T. erheblich von geschriebenem Standardmandarin abweichen.


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