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Gruppendenken und Insider-Outsider Diskriminierung

in Chinesische Kultur - 中国文化 29.08.2010 13:00
von Admin • Little China Man | 64 Beiträge

Im westlichen Kulturkreis wird oft ein Dreiklang besonderer Eigenheiten der chinesischen Kultur als Schlüssel zum Verständnis Chinas angeführt: „Gesicht“ (面子, miànzi), „Beziehungen“ (关系, guānxi) und „Höflichkeit“ (礼貌, lǐmào). In welchem Maß diese Merkmale und die nachfolgend dargestellten Wesenszüge der chinesischen Kultur sich im Verhalten des Einzelnen widerspiegeln, wird jedoch in erster Linie von der Gruppenzugehörigkeit der Interaktionspartner bestimmt.

Gruppendenken und Insider-Outsider-Diskriminierung sind zentrale Elemente der chinesischen Kultur. Sie determinieren gleichzeitig, in welchem Ausmaß und in welchen Situationen die übrigen kulturellen Charakteristika Niederschlag im gesellschaftlichen Leben finden. Sie manifestieren sich in einer Vielzahl oft unüberschaubarer und objektiv kaum identifizierbarer Linien. Relativ offensichtlich ist jedoch die auch in anderen Kulturkreisen übliche Unterscheidung zwischen Familienmitgliedern (家人, jiārén) und Nicht-Familienmitgliedern (非家人, fēi jiārén). Darauf folgt die Unterscheidung zwischen den „eigenen Leuten“ (自己人, zìjǐrén) und den „Outsidern“ (外人, wàirén) - wobei die Differenzierungskriterien hierbei überaus komplex sind und von der regionalen Herkunft, der Clan-Zugehörigkeit oder dem Familiennamen, der Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen bis hin zur Abteilungszugehörigkeit am Arbeitsplatz oder dem Arbeitgeber bzw. Danwei reichen können. Für Außenstehende sind diese Kriterien und der genaue Verlauf der resultierenden Insider-Outsider-Demarkationslinie allerdings in der Regel kaum nachvollziehbar. Die letzte und wiederum relativ leicht nachvollziehbare Differenzierung ist die zwischen (ethnischen) Chinesen (中国人, Zhōngguórén) und Nicht-(ethnischen) Chinesen (外国人, Wàiguórén).

Vorstellungen, Erwartungen und Verhalten werden wie selbstverständlich an diesen Linien entlang variiert. An jeder der aufgezeigten Demarkationslinien zeigt sich zudem ein äußerst ausgeprägter Outgroup-Bias. Vor allem das eng mit der chinesischen Kultur verwobene Harmoniebedürfnis tritt hier oft in den Hintergrund und kann bis zur kompromisslosen Durchsetzung von Ingroup-Interessen (z. B. den Interessen von Familienmitgliedern, eigenen Leuten oder (ethnischen) Chinesen) gegenüber Outgroup-Interessen (z. B. den Interessen von Nicht-Familienmitgliedern, Outsidern oder Nicht-(ethnischen) Chinesen) führen. Innerhalb der jeweiligen Gruppen dominieren hingegen im Allgemeinen wieder Harmoniebestreben und Gruppendenken.

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